der freischwimmer
Wir haben Glück, heute zu leben. Noch nie standen uns so viele Möglichkeiten offen. Wir sind mobiler, gesünder, wohlhabender, gebildeter, technologisch fortgeschrittener und in vielerlei Hinsicht freier als je zuvor. Eigentlich Grund genug, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Doch wir laufen Gefahr, wichtige Errungenschaften zu verlieren. Freiheitsmüdigkeit breitet sich aus. Der Glaube an unsere eigenen Fähigkeiten hat nachgelassen. Die Überzeugung, dass wir selbst und unsere Mitmenschen unangeleitet die richtigen Entscheidungen treffen und die Zukunft positiv gestalten können, verliert an Kraft. So entsteht ein gesellschaftliches Klima, in dem nicht Offenheit, Experimentierfreude und Toleranz, sondern Skepsis, Ängstlichkeit und Konformismus dominieren. Dem humanistischen Ideal, dass der Mensch frei und autonom sein Leben und seine Umwelt kontrollieren und durch rationales Handeln zum Besseren gestalten kann, steht heute ein antihumanistisches gegenüber, das auf Vermeidung, Selbstbegrenzung, Risikoscheu und Angst vor Veränderungen basiert. Hier erscheint der Mensch in erster Linie als mögliche Gefahr für sich selbst, für andere und den ganzen Planeten.
Aber der Glaube an uns selber, unser ureigenes schöpferisches Potenzial und den Drang nach Freiheit ist uns noch nicht verloren gegangen. Deshalb lasst uns, mit den Mittel, die uns zur Verfügung stehen für die Freiheit streiten! Freiheit, die man benötigt, um die Gesellschaft auf allen Ebenen voran zu bringen. Freiheit, in der Herkunft, Hautfarbe, Religionszugehörigkeit, Geschlecht und Sexualität keine grössere Rolle spielen als das Wetter und wenn dann, in ihrer Vielfalt als Bereicherung und Schönheit wahrgenommen werden. Die Freiheit das Leben nach den eigenen Vorstellungen selbst zu gestalten, Freiheit auch mal Fehler machen zu dürfen, in einer Gesellschaft, in der der Leistungsdruck stetig steigt und nicht weniger als Perfektion gut genug ist. Diese Freiheit ist keine Selbstverständlichkeit und war es nie. Wir müssen uns jeden Tag neu dafür einsetzen. Das Problem von Freiheit oder Unfreiheit ist nicht eines, das für uns während der Französischen Revolution oder der Verabschiedung des Grundgesetzes gelöst wurde. Es betrifft uns jeden Tag in unserem eigenen Leben. Und das größte Problem mit der Freiheit ist, dass sie so schwierig zu handhaben ist. Wenn alles möglich ist, müssen wir uns bewegen, aktiv werden, Entscheidungen treffen und dafür fehlt uns oft der Mut. Ich möchte gerne mutig sein und suche auf allen meine Wegen Gleichgesinnte Mutige, die sich mit Freude neue Herausforderungen suchen und den Kampf mit unseren alltäglichen Windmühlen aufnehmen, um vielleicht daran zu scheitern, als aus Angst vor dem Scheitern niemals den Kopf aus der Höhle zu stecken und mit beiden Händen den Konjunktiv zu umarmen.